Ra – der Sonnengott

Ra wurde von den alten Ägyptern als Sonnengott verehrt.

Er war der König aller Götter.

Ra, der oberste Gott

In der ägyptischen Mythologie stellte Ra, auch Re genannt, den Gott der Sonne dar.

Rund 3000 Jahre lang wurde er als wichtigster Gott verehrt. Dabei kam es zur Verschmelzung mit anderen Gottheiten, sodass Ra auch die Namen Amun-Ra, Chnum-Ra oder Atum-Ra trug.

Ra, die Sonne

Die Bezeichnung ‚Ra‘ bedeutete ‚Sonne‘. So war Ra die Sonne selbst und galt als mächtigster Gott der Götter. Allein durch seine Präsenz sorgte er dafür, dass auf der Erde Leben entstehen und fortdauern konnte.

Am meisten verehrt wurde Ra im Alten Reich. Die Verehrung für den Sonnengott reichte bis in die 3. Dynastie (2700 bis 2620 v. Chr.) in die Zeit von Pharao Djoser zurück.

Schließlich wurde der Pharao auch als Sohn des Ra bezeichnet, wozu auch Pharao Chephren zählte. Außerdem entstanden zahlreiche Sonnenheiligtümer und Obelisken. Dazu gehörte u. a. das Sonnenheiligtum des Niuserre. Der Obelisk diente wiederum als wichtiges Symbol der Verehrung des Sonnengottes.

Ra in Heliopolis

In Heliopolis (Stadt der Sonne) erhielt Ra ab der 6. Dynastie (2347 bis 2216 v. Chr.) Verehrung als Hauptgott. Damit trat er die Nachfolge der Urgottheit Atum an, der als Anführer der Neunheit von Heliopolis galt. Die acht Gottheiten aus Hermopolis wurden als Väter des Ra angesehen.

Ras Gestalt

Ra besaß den Körper eines Menschen, trug aber den Kopf eines Falken. Auf seinem Haupt befand sich eine rote Sonnenscheibe mit einer grünen Orobäus-Schlange. Dies galt als Zeichen der Götter sowie des wachen Bewusstseins. Im Unterschied zu den Menschen benötigten Ra und die anderen Götter keinen Schlaf.

Die Sonnenscheibe stand auch für das Auge des Ra. Von Ra wurde die Welt gesehen, gewärmt und beleuchtet. Gleichzeitig konnte dadurch Leben in den verschiedensten Formen entstehen.

Herkunft

Die alten Ägypter glaubten, dass Ra der Sohn von Erdgott Neb sowie von Himmelsgöttin Nut war. Jeden Tag wurde Ra von seiner Mutter neu geboren. Ra war aber auch Lenker der Welt und bewirkte die kosmischen Gesetze in ihr. Dabei sorgte er für das geregelte Leben der Menschheit.

Ras Tochter war die Göttin Maat. Sie galt als Richtmaß für Gesetz, Ordnung und Handeln. Doch ständig bedrohten sie die Mächte des Chaos. Ra übernahm dann die Aufgabe, seine Tochter zu schützen.

Ra als Herrscher

Ra kümmerte sich selbst um sein Amt. Als Sonnenscheibe befand er sich auf einer Barke, die über den Himmel glitt. Ihm zum Diensten war sein Schreiber Thot, der sich an der Bugspitze der Barke aufhielt. Von ihm wurden Erlasse verfasst und Briefe versiegelt.

Ebenfalls an der Spitze der Barke hielt sich Maat auf. Vom Himmel aus verwaltete Ra die Erde, wobei er jegliche Angriffe der Chaosmächte abwehrte und den Zustand der Maat bewahrte.

Gleichzeitig fungierte Ra als unbestechlicher Richter. So konnten Menschen, die sich ungerecht behandelt fühlten, mit ihren Sorgen zu ihm kommen. Auf Erden tat der Pharao als Sohn des Ra dessen Willen.

Der Sonnengott im Totenreich

Auch für das Reich der Toten war Ra von Bedeutung. So hofften vor allem die Verstorbenen auf Licht, Wärme und neues Leben. Im Totenbuch existierten daher zahlreiche Gebete, die sich an den Sonnengott richteten.

Dabei hofften die Toten in der Finsternis der Unterwelt auf eine Nachtfahrt mit Ras Barke. Weil auf der Barke sämtliche Verstorbenen weilten, trug sie auch die Bezeichnung „Barke der Millionen“.

Die drei Erscheinungsformen des Ra

Ra zeigte sich zumeist in drei Erscheinungsformen. So war er am Morgen Chephri, der Gott der aufgehenden Sonne, am Mittag Ra-Harachte, der Gott der strahlenden Mittagssonne, sowie in den Abendstunden Atum, der Gott des Sonnenuntergangs.

In der Nacht verjüngte sich Ra wieder und wurde neugeboren, was gleichzeitig für sämtliche anderen Wesen der Unterwelt galt. Durch sein Licht war Ra in der Lage, die Unterwelt zu erhellen. Mit dem Gott Osiris vereinigte er sich zum Herren der Toten. Bei dieser Vereinigung handelte es sich um ein Mysterium der nächtlichen Reise.

Ras Hilfe für Osiris

Die Unterweltsfahrt von Ra war auch äußerst wichtig für Osiris, den Gott von Jenseits und Wiedergeburt. So sah sich dieser ständig von Todesmattigkeit und seinen Feinden wie Apophis bedroht.

Das Königreich des Osiris erhielt von seinem Gott Luft zum Atmen und Nahrung. Mit seinen Sonnenstrahlen konnte Ra in den Körper des Gottes vordringen und wurde dadurch gleichzeitig zu Osiris. Die alten Ägypter stellten mit dieser Geschichte ihre Vorstellung vom Wiederaufleben dar.

Aufstieg in den Himmel

Zu Beginn der Zeiten weilte Ra noch auf der Erde und sorgte für ein paradiesisches Dasein. Als Ra alt wurde, plante er jedoch, seine Herrschaft über die Erde zu Ende zu bringen. Von vielen Menschen erntete er dafür jedoch Widerstand und Empörung, was wiederum den Zorn des Sonnengottes hervorrief.

In Gestalt der Göttin Sachmet schickte er sein Auge zur Vernichtung der widerspenstigen Menschen aus. Anschließend verließ er die Welt, um von nun an im Himmel zu leben.

Von dort aus beobachtete Ra, wie Zwietracht unter den Menschen entstand und sie sich immer wieder aufs Neue bekämpften. So machte jeder den anderen für den Verlust des Sonnengottes verantwortlich.

Ra im Neuen Reich

Im Neuen Reich (1550 bis 1070 v. Chr.) drohte Ras Ruhm zu verblassen. Mit Amun von Theben wurde nun ein zuvor noch unbekannter lokaler Gott verehrt, sodass er Ra zu ersetzen drohte.

Doch der Sonnengott verfügte noch immer über eine Vielzahl an Menschen, die ihn anbeteten. Dies hatte schließlich das Verschmelzen von Amun und Ra zur Gottheit Amun-Ra zur Folge.

Verehrungsstätten des Sonnengottes

Die einzige bekannte Kultstätte des Sonnengottes Ra befand sich in Heliopolis, auch On genannt. Bis in die Spätzeit zählte Heliopolis zu den religiösen Mittelpunkten im alten Ägypten.