Nephthys – Schutzgöttin der Toten

Nephthys - altägyptische Schutzgöttin der Toten
Isis, Osiris und Nephthys – Bild: OlgaChernyak / Shutterstock.com

Von den alten Ägyptern wurde Nephthys als Totengöttin verehrt.

Sie gehörte zu den Verbündeten von Osiris und Isis.

Nephthys – die Herrin des Hauses

In der Übersetzung heißt Nephthys „Herrin des Hauses“.

Sie war auch als Nebet-hut oder Neb-hut bekannt.

Erkennen ließ sich die Göttin an einem Hieroglyphen-Zeichen, das sie auf ihrem Kopf trug.

Sie wies große Ähnlichkeit mit ihrer Schwester Isis auf. So wurde sie genau wie Isis in menschlicher Gestalt dargestellt.

Das Haus, dem Nephthys vorstand, soll das kosmische Haus der Welt gewesen sein. Dadurch galt Nephthys ebenso wie Isis auch als Himmelsgöttin.

In einigen Pyramidentexten ist verzeichnet, dass Nephthys der Nachtbarke zugeordnet wurde, während Isis die Morgenbarke erhielt.

Die alten Griechen setzten Nephthys mit den Göttinnen Aphrodite, Nike und Teleute gleich.

Herkunft der Nephthys

Nephthys war das vierte Kind der mächtigen Götter Geb, dem Erdgott, und Nut, der Göttin des Himmels.

Geb entstammte dem Luftgott Shu sowie der Feuergöttin Tefnut.

Nut gehörte wiederum zu den Urgottheiten der Neunheit von Heliopolis.

Nephthys Geschwister waren Isis sowie Osiris und Seth.

Letzterer fungierte gleichzeitig als ihr Gemahl.

Mit Seth verband Nephthys allerdings nur wenig. So hatte die Göttin mit ihrem Ehemann keine Kinder, zumal die Ehe nicht glücklich verlief.

Dennoch brachte Nephthys einen Sohn namens Anubis zur Welt. Dessen Vater war jedoch Osiris.

Enge Verbindung zu Isis

Viel verband Nephthys mit ihrer Schwester Isis, in deren Schatten sie häufig stand.

Als ihr Brudergemahl Seth seinen Bruder Osiris hinterhältig ermordete, um dessen Stelle als König einzunehmen, suchte sie gemeinsam mit Isis nach Osiris‘ zerstückelter Leiche und trauerte mit ihrer Schwester um ihn.

Zusammen mit Isis schützte sie den Leichnam des Osiris vor Seth.

Als die Wiederbelebung des Osiris gelang, stand Nephthys ihrem Bruder und ihrer Schwester im Kampf gegen Seth bei. Die Ägypter priesen sie daher als Schutzgöttin.

Nephthys als Schutzgöttin der Toten

Gemeinsam mit Osiris und Isis half Nephthys den Toten. So wurden die Verstorbenen ebenso wie von Selket und Neith von der Göttin vor den Gefahren, die sich aus sämtlichen Himmelsrichtungen ergaben, bewahrt.

Nephthys und Isis stellten sich oft gen Osten auf und hoben die Arme, um die aufgehende Sonne zu begrüßen.

Diese Geste entsprach auch den Gesten der Toten, die es danach verlangte, vom Himmel in die Höhe gehoben zu werden, um für immer auf der Sonnenbarke bleiben zu dürfen.

Nephthys kümmerte sich aber nicht nur um die Toten, sondern war ebenfalls bei der Geburt neuer Leben anwesend.

Während Isis als milde Gottheit angesehen wurde, die Gnade zuteil werden ließ, galt Nephthys eher als streng oder dunkel.

So verfügten die beiden Göttinnen darüber, welcher Mensch im Dunkeln verharren musste und wer ins Licht aufsteigen durfte.

Nephthys wurde zudem als Göttin der Dunkelheit, des Todes, des Sonnenuntergangs sowie der Gräber verehrt.

Weil Nephthys darüber hinaus magische Kräfte besessen haben soll, galt sie auch als Göttin der Magie.

Nephthys als Bestattungsgöttin

Nephthys übernahm ferner die Aufgabe als Beschützerin des Sarges und war eine Bestattungsgöttin.

Oft befasste sie sich mit dem Konservieren von Leichen.

Häufig waren Nephthys und Isis in Totenbuch-Vignetten zu finden.

Gleichzeitig fungierte die Totengöttin als Schutzherrin des pavianköpfigen Hapi, dem Wächter der Lunge.

Nicht selten verglichen die Ägypter die Binden für die Mumien mit den Haarlocken der Nephthys.

Aber auch Frauen, die von gewalttätigen Ehemännern drangsaliert wurden, erflehten oft die Hilfe der Göttin. So galt Nephthys als Symbol für die Liebe unter Schwestern.

Nephthys und Anubis

Obwohl Nephthys mit ihrem Gemahl Seth keine Kinder hatte, war sie dennoch Mutter von Anubis.

Anubis war der Sohn von Osiris, den er, ohne es zu wollen, mit Nephthys gezeugt hatte.

Aufgrund der großen Ähnlichkeit zwischen seiner Gattin Isis und deren Schwester Nephthys verwechselte Osiris die beiden miteinander.

Nephthys wünschte sich sehnlich ein Kind, das sie von Seth nicht erhielt, und hatte ihren Schwager als Erzeuger auserkoren, weswegen sie ihn täuschte und in dem Glauben ließ, sie wäre Isis.

Später fürchtete sich Nephthys jedoch vor dem Zorn ihrer Schwester Isis.

Darum wurde Anubis nach seiner Geburt in Binsen verborgen. Isis fand jedoch das Kind, holte es zu sich und zog es auf, wodurch Anubis zu ihrem treuesten Gefährten wurde.

Später vergab Isis Nephthys ihren Fehltritt. Anubis stieg zudem zum Gott der Mumifizierung auf.

Nephthys gegen Apophis

Nephthys half ihrer Schwester Isis auch beim Kampf gegen Apophis.

Die beiden verwandelten sich in Schlangen und hielten die letzte Pforte der Unterwelt offen, ehe der Sonnengott Ra die Oberwelt wieder betrat.

Verbindung zu anderen Göttern

Während der Spätzeit bestand eine Verbindung zwischen Nephthys und der sudanesischen Göttin Anuket, die auch in Ägypten Verehrung fand.

Außerdem gab es Verbindungen zu der Geburtsgöttin Meschenet sowie zu Seschat, der Göttin des Schreibens und der Buchhaltung.

Im oberägyptischen Hu setzte man sie mit der Göttin Hathor gleich.

Kultstätten der Verehrung

Am 5. Epagomen, der ungefähr dem 26. September entsprach, erfolgten Feiern zu Nephthys‘ Geburtstag.

Allerdings handelte es sich bei Nephthys nicht um eine lokale Göttin, sodass kein fester Kult um sie herum stattfand, was dagegen bei anderen Göttern oft der Fall war.

Nur selten erfolgte die Verehrung ohne einen Zusammenhang mit Isis.

Im Alten Reich (ca. 2700 bis 2200 v. Chr.) fand Nephthys‘ erste Erwähnung als Beschützerin des Pharao statt.

Im Neuen Reich wurden ihr zu Ehren verschiedene Statuen errichtet. Ebenso war sie auf zahlreichen Wänden zu sehen.

Während der 19. Dynastie ab 1292 v. Chr. und der 20. Dynastie gab es Kulte um Nephthys, die in Zusammenhang mit Seth standen.

Ab der 22. Dynastie waren auch einige Amulette der Totengöttin im Umlauf.

Während der 26. Dynastie ab 664 v. Chr. fanden sich zwischen den Binden für die Mumien oft Amulette von Nephthys und Isis.