Anubis – der Totengott

Anubis - altägyptischer Totengott
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Anubis wurde als altägyptischer Totengott verehrt.

Er war der Gott der Einbalsamierung und Mumifizierung.

Totengott mit dem Kopf eines Schakals

Schon aufgrund seiner äußeren Erscheinung zählt Anubis zu den markantesten Göttern der altägyptischen Mythologie.

So besaß er den Körper eines Menschen mit einem Schakalskopf.

In einigen Texten wird sein Kopf aber auch als der eines Hundes bezeichnet.

Anubis, auf ägyptisch auch Anpu oder Inpu genannt, galt als bedeutender Totengott. Seine Aufgabe bestand darin, die Verstorbenen zu beschützen.

Zugleich war er Gott der Einbalsamierung sowie der Mumifizierung.

Bei der Aufgabe der Einbalsamierung legten die ägyptischen Priester die Maske des Anubis an und führten verschiedene Rituale durch. Dadurch sollte der Tote nicht mehr sehen, hören, riechen und sprechen können.

Der Grund, warum für den Totengott der Kopf eines Schakals oder Hundes gewählt wurde, lag in dem Verhalten dieser Tiere.

So hielten sich Hunde, Schakale oder Füchse oft in der Nähe von Gräbern auf, um dort nach Nahrung zu suchen, was für die Toten allerdings ein Nachteil war.

Es wird vermutet, dass die alten Ägypter Anubis den Kopf eines Hundes oder Schakals verliehen, um die Vierbeiner damit milder zu stimmen.

Darüber hinaus galten diese Tiere als Seelenführer in das Totenreich.

Was der Name Anubis genau bedeutet, blieb unbekannt. Nach einer Theorie soll die Bezeichnung von dem ägyptischen Begriff für „verwesen“ stammen.

Erstmals erwähnt wurde Anubis in den Texten der Pyramiden.

Anubis‘ Herkunft

Die Angaben über die Herkunft des Anubis sind unterschiedlich. Eine Legende beschrieb ihn als einen Sohn von Sonnengott Ra.

In dem später entstandenen Osirismythos dagegen galt er als Abkömmling des Osiris sowie von dessen Schwester Nephthys.

Im Alten Reich war die Kuhgöttin Hesat seine Mutter.

Anubis‘ Aufgaben im Reich der Toten

Schon alte Pyramidentexte berichteten von Anubis‘ Aufgaben beim Totengericht. So wurden von ihm die Herzen gezählt.

Gemeinsam mit dem Gott Thot galt er als Vornehmer des Rates. Das bedeutete, dass Anubis über die Toten richtete.

Daher war jeder bestrebt, das Wohlwollen von Anubis zu erreichen, damit er einen Platz im Jenseits erhielt und fortan ewig lebte.

Zur Belebung der Toten vollzog Anubis die Mundöffnung.

Weiterhin kümmerte sich der Totengott um die rituelle Vorbereitung der Verstorbenen.

Zusammen mit Thot fungierte Anubis außerdem als Vorlesepriester.

Dabei wurde der Tote gut hergerichtet und mit angenehmen Düften versehen. Bestanden bei der Leiche gebrochene Knochen, wurden diese ebenfalls wieder hergerichtet und damit auf das Jenseits vorbereitet.

Auf diese Weise war Anubis der Herr der Reinigungsstätte, die auch die Bezeichnung Gotteshalle oder „das schöne Haus“ trug.

Durch eine Berührung von Anubis erfolgte die Reinigung des Toten.

Personifiziert wurde das frische Reinigungswasser für die Toten durch die Göttin Kebhut, die zur Tochter des Anubis aufstieg.

Eine weitere Aufgabe des Totengottes war das Bekleiden und Schmücken der Verstorbenen.

Einzig Anubis und seinen Helfern war das Berühren des Toten gestattet.

Beschützer der Toten

Eine andere bedeutende Funktion des Anubis war der Schutz der Toten.

Als Osiris verstarb, stellte Anubis die vier Horuskinder zu seinem Schutz auf, womit fortan jeder Tote von ihm geschützt wurde.

Gemeinsam mit den vier Horuskindern erschlug Anubis Osiris‘ Feinde.

Anubis und Osiris

Nach dem Osiris-Mythos war Anubis der Sohn des Gottes Osiris.

Allerdings kam es durch ein Versehen zur Zeugung des Anubis. So hatte Osiris seine Schwester Nephthys mit seiner Schwester-Gemahlin Isis verwechselt, wodurch es zur Zeugung des Anubis kam.

Hauptverantwortlich für diese Täuschung war jedoch Nephthys, deren Mann Seth zeugungsunfähig war. Weil sie sich unbedingt ein Kind wünschte, wandte sie diese List an.

Isis war jedoch eine gütige und verständnisvolle Göttin. Als ihr Nephthys später ihre Tat gestand, vergab sie ihrer Schwester und nahm ihren Neffen an. Anubis wurde ihr zum treuen Beschützer und Gefährten.

Als Osiris von seinem machtgierigen Bruder Seth ermordet und zerstückelt wurde, half Anubis Isis dabei, den Körper ihres Gatten wiederherzustellen.

Durch das Zusammensetzen der Einzelteile von Osiris unter Anleitung von Isis schuf Anubis die erste Mumie.

Auch für die Wiederauferstehung seines Vaters zeichnete er verantwortlich. Als Osiris zum Totengott wurde, stand ihm Anubis bei den Wiederbelebungsriten der Toten zur Seite.

Anubis empfängt die Toten

An der Pforte zur Unterwelt empfing Anubis die Toten und führte sie vor das Totengericht des Osiris.

Weiterhin war Anubis für die Überwachung des Abwiegens der Herzen zuständig, was sogar als seine wichtigste Aufgabe galt.

Dabei befand sich auf der einen Seite der Waage das Herz des Toten und auf der anderen Seite die Feder der Göttin Maat.

Erreichte das Herz des Verstorbenen die gleiche Leichtigkeit wie die Feder, erhielt er das ewige Leben.

Bestand er diese Prüfung dagegen nicht, verschlang ihn die Jenseitsgöttin Ammit für immer.

Charaktereigenschaften des Gottes

Anubis galt als guter Gott, der sich gegenüber den anderen Göttern und Verstorbenen neutral verhielt.

Böses hatte er nicht im Sinn.

Besonders wichtig war Anubis die Gerechtigkeit, die er konsequent anwandte.

Schutzgott der Soldaten

Verehrung empfing Anubis außerdem als Schutzgott des Militärs der Ägypter.

Aus dem Neuen Reich stammen Siegel, auf denen Abbildungen von Anubis zu sehen sind, der auf den Neun Bogen sitzt. Dies gilt als Symbol für seine Dominanz über die Feinde Ägyptens.

Beinamen des Anubis

Anubis erhielt zahlreiche Beinamen.

So wurde er auch „Herr der Totenstadt“, „Vorsteher des göttlichen Pavillon“, „der von der Gotteshalle“ oder „der Balsamierer des Leichnams“ genannt.

Weitere Bezeichnungen waren „er, der auf der Anhöhe thront“, „jener mit den Leinenbinden“ oder „der auf dem schwarzen Gebirge“.

Anubis bei den Griechen

Die alten Griechen setzten Anubis in ihrer Mythologie mit dem Gott Hermes, dem Seelengleiter, gleich.

So ist Anubis genau wie Hermes der Begleiter der Toten.

Die Rolle des Fährmanns Charon, der in der griechischen Mythologie die Verstorbenen über den Fluss Styx zum Hades geleitet, übernahm bei den Ägyptern entweder der Fährmann Mahaf oder Thot, der Mondgott.

In der griechisch-römischen Epoche stieg Anubis zu einer kosmischen Gottheit auf.

Er herrschte über Himmel und Erde und brachte den Menschen das Licht.

In den Katakomben von Alexandria wurde Anubis vollständig gerüstet als Beschützer seines Vaters Osiris dargestellt.

Stätten der Verehrung

In ganz Ägypten wurde Osiris Verehrung zuteil.

Als bedeutendster Kultort galt der 17. oberägyptische Gau.

Die Griechen nannten die dortige Hauptstadt Kynopolis, was „Hundestadt“ bedeutete.

Die Stadt Memphis verfügte über ein Kultzentrum zu Ehren von Anubis, das die Bezeichnung Anubeion trug.

Weitere Kultstätten befanden sich in den Nekropolen Sakkara und Abydos.

In Abydos wurde Anubis auch „Erster der Westlichen“ genannt.

Es bestand eine enge Verwandtschaft mit dem Gott Upuaut aus Oberägypten.