Horus – Sohn von Isis und Osiris

Horus
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Horus zählte zu den Hauptgöttern der alten Ägypter.

Er war der Sohn des Osiris.

Der Königsgott

Kaum ein Gott wurde von den alten Ägyptern derart verehrt wie Horus. So war er zunächst ein Himmelsgott und fand weiterhin Verehrung als Königsgott, Lichtgott oder Weltengott. Ebenso wurde er als Beschützer der Kinder gepriesen. Das Mittlere Reich führte Horus als Gott des ersten und elften oberägyptischen Gaues auf.

Bei dem Namen Horus handelte es sich um eine Form vor Hr. Dieser altägyptische Begriff wurde oft als Hor ausgeprochen. Mit dieser Bezeichnung gingen die Ägypter auf Horus‘ Bedeutung als Himmelsgott ein.

Die Darstellung des Gottes Horus

Horus‘ Darstellung erfolgte in der Gestalt eines Menschen mit einem Falkenkopf. Der Falke wurde als schneller und zielorientierter Jäger verehrt. Er besaß scharfe Augen und scheute den Angriff nicht. Außerdem galt er als vorzüglicher Kämpfer.

Oft setzten die alten Ägypter Horus mit dem Pharao gleich. Aus diesem Grund wurde jeder Pharao auch „Lebender Horus“ genannt.

Herkunft des Horus

Horus war der Sohn des Götterpaares Osiris und Isis. Als seine Gemahlin galt zumeist Hathor, die Göttin von Liebe und Schönheit. Horus nahm außerdem drei verschiedene Erscheinungsformen ein. So war er nicht nur der Sohn von Osiris und Isis, sondern auch Himmelsgott und Schutzgott des Pharao. Daraus ergaben sich verschiedene Horus-Formen wie Haroeris, der als Kind von Geb und Nut Verehrung fand, Harsiese als Sohn der Isis, Harpokrates, eine griechische Bezeichnung, sowie Harendotes, der den Kampf gegen Seth, den Mörder seines Vaters, aufnimmt.

Weitere Bezeichnungen waren Harmachis (Horus am Horizont), Harsomtus (Horus – Vereiniger der beiden Länder), Harpare (Horus, die Sonne), Horus Iunmutef (Horus, der Pfeiler seiner Mutter) sowie Hor-Behedeti (Der von Behedet, der gegen Seth kämpfte).

Erste Erwähnung des Horus

Die ersten Abbildungen des Horus fanden sich bereits in der prädynastischen Zeit. So zählt der Falkengott zu den frühesten Gottheiten des Alten Ägypten. Auf einem Bildnis zerhackt er die Mauern von Festungen.

Zu den ersten Orten, an denen Horus Verehrung erhielt, gehörten Nechen (Hierakonpolis) in Oberägypten und Pe (Buto) in Unterägypten. In der Königsstadt Nechen fand zuerst der Falkengott Necheni Ehrerbietung, der jedoch schon bald zu Horus wurde.

Verbindungen zu anderen Göttern

Mit Horus verschmolzen viele andere Falkengottheiten. Es gab aber ebenso Verbindungen mit Löwengottheiten und Krokodilgottheiten.

Horus in der ägyptischen Mythologie

Horus zählte zu den bedeutendsten Gottheiten der ägyptischen Mythologie. So war er als Sohn des Osiris und der Isis Teil des Osiris-Mythos. Andere Überlieferungen schrieben ihm Hathor als Mutter zu, die aber wiederum in den Inschriften im Tempel von Edfu als Gemahlin des Horus bezeichnet wurde.

Weil der Pharao als Sohn des Osiris Horus verkörperte, war dieser nicht Teil der Neunheit von Heliopolis, womit er der Neunheit gegenüberstand.

Auseinandersetzung zwischen Horus und Seth

Als bekannteste Erzählung um Horus galt zweifellos die lange Auseinandersetzung mit seinem Onkel um die Thronfolge seines Vaters Osiris. Aus dem Reich unter der Regentschaft von Ramses V. stammte eine erzählerische Version dieses Streits.

Osiris war von seinem neidischen Bruder Seth ermordet worden, weil dieser die Herrschaft über den Thron von Ägypten anstrebte. Es gelang ihm, sich des Thrones zu bemächtigen und die Herrschaft über das Land zu übernehmen.

Von Horus wusste Seth zunächst nichts, weil Isis ihn vor ihm verbarg. Nachdem Horus das Erwachsenenalter erreicht hatte, beanspruchte er jedoch den Thron, da er sich als legitimen Nachfolger seines Vaters sah.

Weil Seth sich weigerte, den Thron zu räumen, kam es zum Krieg mit Horus, der für Seth ungünstig verlief. Der intrigante Gott rief nun das Göttertribunal aus der Neunheit von Heliopolis ein. Den Vorsitz führte der Sonnengott Ra.

Unterstützt von seinem Großvater Schu sowie dem Weisheitsgott Thot trug Horus sein Anliegen dem Göttertribunal vor. Isis erfreute diese Unterstützung, sodass sie den Nordwind in die Unterwelt entsandte, in der Osiris mittlerweile lebte, um ihn über diesen Vorgang zu informieren.

Horus vor Gericht

Ra hatte jedoch Zweifel daran, ob Horus tatsächlich der geeignete Herrscher war, auch wenn es sich bei ihm um den Sohn des Osiris handelte. Außerdem zeigte sich Seth als starker Herrscher. So bat das Göttertribunal die Weisheitsgöttin Neith um Rat, die sich für Horus aussprach. Um Seth zu entschädigen, sollte er Ras Töchter Astarte und Anat erhalten.

Während sich das Tribunal mit Neiths Entscheidung einverstanden erklärte, sprach sich Ra dagegen aus. Er beleidigte Horus sogar als Schwächling. Nach einer längeren Unterbrechung fand sich das Tribunal der Götter wieder zusammen, sodass Horus und Seth ihre Ansprüche nochmals vortragen konnten.

Seth sah natürlich sich selbst wegen seiner Stärke als idealen Herrscher an. So war er jede Nacht in der Lage, die Apophisschlange, die sich Ra in den Weg stellte, zu besiegen. Das Göttertribunal zeigte sich gespalten, sodass es zum Streit kam. 80 Jahre vergingen und das Gericht fand noch immer keine Entscheidung.

Als Isis sich für ihren Sohn Horus aussprach, wandte Seth ein, dass er kein Gericht anerkennen würde, zu dem Isis gehörte. Außerdem drohte er, täglich einem Gott das Leben zu nehmen. Isis durfte deswegen nicht mehr an den Gerichtssitzungen teilnehmen, die nun auf einer abgelegenen Insel stattfanden.

Isis‘ List

Isis griff nun zu einer List und bestach Nemty, den Fährmann der Götter. Dieser brachte sie auf die Insel, auf der sich Isis in eine Witwe verwandelte.

Dort traf sie schließlich auf Seth, dem sie erzählte, dass ihr Mann, der als Hirte arbeitete, gestorben war und sie nun allein mit ihrem Sohn zurückblieb. Eines Tages kam ein Fremder zu ihr, bedrohte ihren Sohn, wollte sie fortjagen und ihr das Vieh stehlen.

Seth zeigte sich über das Verhalten des Fremden empört und ergriff Partei für die Frau und ihren Sohn. Nun verwandelte sich Isis in ein Vogelweibchen und sagte Seth auf den Kopf zu, dass er das gleiche Verhalten verurteilte, dass er selbst gegen ihren Sohn Horus anwandte. Seth hatte sich auf diese Weise selbst gerichtet.

Ra und der Göttervater Atum zeigten sich nun ungeduldig und warfen dem Göttertribunal Unfähigkeit vor. Daher entschieden sie sich dafür, Horus die Krone von Ägypten zu überlassen.

Der Zweikampf Horus vs. Seth

Seth widersprach jedoch wütend und verlangte nach einem gerechten Zweikampf zwischen ihm und Horus. Er und sein Kontrahent sollten sich in Nilpferde verwandeln und dann drei Monate lang unter Wasser tauchen. Wer zuerst auftauchte, verlor die Krone. Da Horus sich mit Seths Bedingungen einverstanden erklärte, konnte der Wettkampf beginnen. Beide Kontrahenten verwandelten sich in Nilpferde und begaben sich unter Wasser.

Isis witterte jedoch eine Arglist Seths und stellte deswegen eine Harpune her. Als sie diese ins Wasser warf, traf sie jedoch versehentlich Horus, der von seiner Mutter verlangte, die Harpune sofort wieder zu entfernen.

Mit dem zweiten Harpunenwurf gelang es Isis, Seth zu treffen, der sie um Gnade anflehte. Isis ließ sich von ihrem Bruder milde stimmen und zog die Harpune wieder zurück. Damit hatte Isis jedoch den Zorn ihres Sohnes Horus hervorgerufen, der aus dem Wasser sprang, ihr den Kopf abtrennte und ihren Körper in Feuerstein verwandelte. Als Ra dies sah, befahl er wütend, Horus aufzuspüren und zu bestrafen.

Horus verliert seine Augen

Ausgerechnet Seth spürte Horus schlafend in einer Oase auf. Dort nutzte er die Gunst der Stunde und riss seinem überraschten Feind die Augen heraus, die er danach in den Bergen vergrub. Aus den Augen gingen Lotusblumen hervor.

Seth glaubte nun, dass Horus endlich tot sei. Ra teilte er jedoch nicht mit, dass er seinen Neffen entdeckt hatte. Horus war allerdings noch am Leben und wurde von Hathor gefunden. Die Göttin träufelte etwas Gazellenmilch auf die leeren Augenhöhlen, sodass Horus durch Magie sein Augenlicht wiedererhielt. Auch Isis erstand wieder von den Toten auf.

Die Entscheidung fällt

Nach dem Zweikampf vergingen weitere Jahre und der Streit zwischen Horus und Seth schien endlos anzudauern. Thot wollte nun Osiris um eine Entscheidung ersuchen.

Dieser sprach sich für Horus aus und hielt es für empörend, wie man seinen Sohn all die Jahre behandelt hatte. Außerdem wies er die Götter darauf hin, dass jeder eines Tages in sein Totenreich einziehen musste. Darüber hinaus sei die Göttin Maat missachtet worden. Davon beeindruckt, pflichtete die Götterneunheit der Entscheidung des Osiris bei.

Horus steigt zum König auf

Nach der Entscheidung des Göttertribunals nahm Isis Seth gefangen und brachte ihn gefesselt vor Gericht. Seth war nun gezwungen, Horus als neuen König von Ägypten anzuerkennen. Als Entschädigung gewährte ihm Ra einen Platz im Himmel. Dort sollte er zukünftig durch Donner Furcht verbreiten.

Horus durfte nun endlich sein langersehntes Erbe antreten und stieg zum Herrscher von Ober- und Unterägypten auf.

Das Auge des Horus

Unterschiedliche Versionen gibt es über den Verlust von Horus‘ Augen. Während ihm Seth in einer Variante beide Augen ausstach, büßte er in einer anderen Version lediglich sein linkes Auge, welches das Mondauge genannt wurde, ein. Es trug auch die Bezeichnung Horus-Auge. Beide Fassungen gaben Horus jedoch sein Augenlicht wieder zurück.

Stätten der Verehrung

Vor der Einigung des ägyptischen Reiches erhielt Horus in Hierakonpolis in Oberägypten Verehrung. Zu den Kultorten gehörten ferner Letopolis und Wawat in Nubien. In späteren Zeiten fand die Verehrung für den Falkengott auch in Edfu statt. Dort verehrten ihn die Einheimischen zusammen mit Hathor sowie dem gemeinsamen Sohn als Dreiheit.

In Heliopolis erhielt Horus Ehrerbietung als Harachte, Gott der Morgensonne, sowie als Harpokrates in Alexandria, Pelusium, Philae und Achmim. In Unterägypten beteten ihn die Menschen als Herrn des Fruchtlandes an.

Aus Dendera stammte ein Tempel der Hathor, in dem sich ein Heiligtum des Horus befand.